Was ist Stottern?
Stottern (auch Balbuties, aus dem Lateinischen balbutire: stottern) ist ein gestörter Redefluss. Häufiges Stocken, die Wiederholung und Dehnung von Silben, Lauten oder einzelnen Worten unterbrechen den Redefluss des Betroffenen. Stottern tritt meist nur in bestimmten Situationen auf und erfolgt phasenweise. Eine symptomfreie Phase wechselt sich dabei häufig mit einer Phase starken Stotterns ab. Die Störung des Redeflusses und der eigenen Verständlichkeit hat für viele Betroffene zur Folge, dass sie sich aus ihrer sozialen Umgebung zurückziehen und bestimmte Situationen ganz bewusst meiden. Dies kann zu psychischem Leid und Stigmatisierung führen.
Man unterscheidet heute zwischen zwei Formen des Stotterns. Beim „tonischen Stottern“ ist der Sprachfluss zeitweise komplett behindert, der Betroffene bekommt keinen klaren Satz heraus. Beim „klonischen Stottern“ hingegen werden einzelne Worte und Silben in schneller Abfolge wiederholt. Eine Mischform ist nicht selten und wird als „tonisch-klonisches Stottern“ bezeichnet.
Ursachen für Stottern
Bis heute ist man sich nicht gänzlich darüber im Klaren, ob dem Stottern körperliche oder psychische Ursachen zugrunde liegen. Es existieren zahlreiche, oft rein hypothetische Erklärungsansätze. Genetische Veranlagungen zu hypernervösem Verhalten, Störungen der emotionalen Balance, organische, psychosoziale oder besondere linguistische Störungen wurden in die Ursachenforschung miteinbezogen.
Die trotz großer Bemühungen vorhandene Unfähigkeit des Stotterers, einen klaren Satz hervorzubringen, lässt zunächst auf eine körperliche Ursache hin schließen. Zahlreiche Experten vertreten diese These. Die Tatsache, dass die meisten Betroffenen jedoch unter Hypnose eine fehlerfreie Aussprache vorweisen können, lässt wiederum Zweifel an dieser Theorie aufkommen.
Neuropsychologische Theorien besagen, dass sich das Gehirn Betroffener auf andere Weise entwickelt hat als das Normalsprechender. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass bei Stotternden die Lateralisation - also die Aufteilung von Vorgängen auf die linke und rechte Gehirnhälfte – weniger stark ausgeprägt ist als bei Normalsprechenden. Dadurch habe sich das Gehirn eine andere Verarbeitungsstruktur in Bezug auf Sprache angeeignet. Gänzlich erklärt diese Erkenntnis das Stottern jedoch nicht.
Eine weitere Theorie folgt der Annahme, dass dem Stottern traumatische Kindheitserlebnisse zugrunde liegen. Wenn ein Kind durch ein traumatisches Ereignis für eine gewisse Zeit stottert und aufgrund dessen gehänselt oder ausgeschlossen wird, so kann es passieren, dass es sich ein besonders angestrengtes und bewusstes Sprechen aneignet. Dies wiederum hat zur Folge, dass der Vorgang des Sprechens – eigentlich ein automatischer und unbewusster Prozess – nur noch mit Mühe und starker Konzentration vonstattengeht, sodass ein natürlicher Sprachfluss immer unmöglicher wird.
Therapiemöglichkeiten bei Stottern
In einigen Fällen, besonders im Kindesalter, legt sich das Stottern von ganz alleine wieder. Tut es dies nicht, muss behandelt werden. Da die Ursachen nach wie vor nicht geklärt sind, gibt es auch keine ursächlichen Behandlungstherapien. Zwei weit verbreitete Therapien arbeiten direkt über Sprechtraining. Hier gibt es entweder den Ansatz, die Sprechweise zu ändern, oder den, das Stottern selbst zu verändern.
Bei Ersterem wird mithilfe von Techniken wie Vokaldehnungen, weicher Stimmeinsatz am Wortanfang und über Atemkontrolle schrittweise die Aussprache modifiziert. Ziel dabei ist es, das Stottern gar nicht erst auftreten zu lassen. Letztere Variante arbeitet dahingehend, das Verhalten des Stotterers in Bezug auf sein eigenes Stottern zu verändern. Der Betroffene lernt, in seine eigene Sprachstörung einzugreifen und sie zu mildern.
Hypnosetherapie bei Stottern
Eine wirksame Alternative zu den herkömmlichen Therapien mittels Sprachtraining stellt seit einigen Jahren die Hypnosetherapie dar. Mithilfe der Hypnose wird darauf abgezielt, den beim Stotterer bewusst stattfindenden Sprachvorgang zurück auf die Ebene des Unterbewussten zu führen, dorthin, wo Sprache normalerweise entsteht. In den Hypnosesitzungen sollen außerdem Ängste, die beim Stotterer in bestimmten Situationen auftreten nachhaltig beseitigt werden. Während der Hypnosesitzungen kann sich der Betroffene selbst in den unterschiedlichsten Situationen als Normalsprechender erleben und diese Wahrnehmung in seinem Unterbewusstsein manifestieren.
Eine Hypnosetherapie kann aber nicht nur das Stottern beseitigen, sondern auch damit einhergehenden Folgen wie Scham- und Schuldgefühle oder ein geringes Selbstbewusstsein lindern.